Wofür ist es zu spät? – Eine Lesereihe im Spätkauf lädt Autor*innen, Passant*innen und Spätifreund*innen ein, Geschichten zu teilen und Fragen nachzugehen, auf die es vielleicht keine einfachen Antworten gibt. Mit Blick auf Spätis als Orte kultureller Relevanz verwandeln sich über einen Zeitraum von vier Monaten vier Berliner Spätis in Lese-Bühnen für Dichter*innen, deren Arbeit von Migration geprägt ist – sei es durch das Umschreiben von Sprache(n), durch räumliche Neuverortung, durch Erfahrungen von Zugehörigkeit oder durch die Demokratisierung öffentlicher Räume.

Aber wofür ist es eigentlich zu spät? Die Frage im Titel verweist auf die Komplexität der Gegenwärtigkeit, die sich oft erst im Rückblick vollständig erschließen lässt. Geschichte wird selten im Moment ihres Geschehens verstanden, sondern erst im Nachhinein – erinnernd, deutend, erzählend. In Zeiten gesellschaftlicher und kultureller Umbrüche ist dieses nachträgliche Verstehen besonders bedeutsam – wenn eine Epoche bereits endet oder wenn Worte erst im Rückspiegel auftauchen.


Dokumentation der Intervention in der Sticky21 Späti, Turmstraße 47, Berlin.

Kuratiert vom Kollektiv OPEN Späti entfaltet die Lesereihe eine vielschichtige Reflexion darüber, wie Migration ihre Spuren in Sprache, Schreiben und Zugehörigkeit hinterlässt. Hier ist Sprache nicht nur ein Ausdrucksmittel – sie wird zu einem Material, das bewegt, hinterfragt und überschrieben wird.


[as if to say, we can grow on anything]
       25.05.2025; @VIKTORIA SPÄTI (Katzbachstraße 12, 10965 Berlin)
       Getränk ab 16:30 / Lesung ab 17:00 
       Mit: Irina Bondas, Adrian Kasnitz, Winifred Wong

[how \ long is the letter i]      29.06.2025; @SPÄTI’S BACKSHOP (Amrumer Str. 36, 13353 Berlin)
      Mit: Yessica Klein, Inna Krasnoper, Dinara Rasuleva

[something to hold on to / the head of a nail / an open palm]
      27.07.2025; @KIEZKIOSK SPÄTI (Akazienstraße 18, 10823 Berlin)
      Mit: Tanasgol Sabbagh, Mücahit Türk, Sarah Claire Wray.

[i grow my home twofold, become place]
      24.08.2025; @Späti Karl & Marx Berlin (Karl-Marx-Straße 221, 12055 Berlin)
      Mit: Giuliana Kiersz, hn. lyonga, Avrina Prabala-Joslin 


Diese Lesereihe wird vom Berliner Senat  für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert

  1. aus “the schöner route to jannowitzbrücke” von Winifred Wong.
  2. aus “[how \ long is the letter i]” von Inna Krasnoper.
  3. aus  “ein gedicht, eine offene hand” von Tanasgol Sabbagh.
  4. aus  “Beastchild” von Avrina Prabala-Joslin.



[as if to say, we can grow on anything]



Wie geht Poesie mit Zeit um? Wie verändert sich die eigene Verortung in einer Realität, die sich ständig wandelt? Was hat das mit Migration zu tun? Mit dem Verlust von Sprache? Können wir in unseren Gedichten Raum beanspruchen – Zeit beanspruchen? Und was genau ist dieser Raum, den wir beanspruchen wollen? Existiert dieser Raum überhaupt?

Dieses Panel erkundet die Schnittstellen von Zeit, Raum und kreativer Praxis im Kontext von Migration. Gemeinsam reflektieren wir, wie Schreiben zu einem Mittel werden kann, Raum und Zeit zurückzuerobern – und ob Verortung als eine Form des Widerstands verstanden werden kann.

Die Diskussion endet nicht hier – auf dieser Seite folgen Dokumentationen, Eindrücke und Reflexionen als Teil unseres wachsenden Archivs.



25.05.2025; @VIKTORIA SPÄTI (Katzbachstraße 12, 10965 Berlin)
Getränk ab 16:30 / Lesung ab 17:00

Mit: Irina Bondas, Adrian Kasnitz, Winifred Wong



[how \ long is the letter i ]



Was verbindet poetische Experimente mit Migration? Kann eine Muttersprache vergessen – oder umgeschrieben – werden? Was passiert, wenn wir in geliehenen Sprachen schreiben? In dominanten Zungen? Was geht verloren, was bleibt in der (Selbst-)Übersetzung erhalten? Kann eine zusammengesetzte Sprache zu einer Art Heimat werden?

Das Panel untersucht Transformationen von Sprache und Form, die politischen Dimensionen sprachlicher Experimente und wie subversive Praktiken sowohl literarische Konventionen als auch gesellschaftliche Machtstrukturen herausfordern.

Ausgewählte Zitate, Momente und Bilder der Diskussion werden hier geteilt – ein Einblick in die Gedanken des Abends.



   29.06.2025; @SPÄTI’S BACKSHOP (Amrumer Str. 36, 13353 Berlin)
mit: Yessica Klein, Inna Krasnoper, Dinara Rasuleva




[something to hold on to /
the head of a nail / an open palm]



Wird Sprache konsumiert – oder konsumiert sie uns? Wie klingt die Sprache des Konsums, welche Formen nimmt sie an? Ist sie vergänglich wie ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum – fortwährend produziert, reproduziert, entsorgt? Und welche Rolle spielt dabei die Poesie? Vermag sie, sich dem Konsumzwang zu entziehen – oder wird sie selbst Teil des Marktes?

Dieses Panel widmet sich der Rolle von Sprache in kapitalistischen Strukturen. Gemeinsam denken wir über den Konsum von Identitäten nach, über das Zusammenspiel von Sprache und Bild im öffentlichen Raum – und darüber, ob und wie Poesie dem Konsum etwas entgegensetzen kann. Die Objekte und Produkte aus dem Späti fungieren dabei als Symbolträger für Zugehörigkeit, Sehnsucht und Erinnerung.

Nach dem Gespräch werden auf dieser Seite Bilder, Gedanken und Fragmente veröffentlicht – als Teil eines wachsenden Archivs.



 27.07.2025; @KIEZKIOSK SPÄTI (Akazienstraße 18, 10823 Berlin)
   with/mit: Tanasgol Sabbagh, Mücahit Türk, Sarah Claire Wray




[i grow my home twofold, become place]



Kann Poesie – und Sprache im weiteren Sinne – zu einer kollektiven Praxis werden? Was entsteht, wenn Schreiben von mehr als einer Stimme geprägt ist? Von mehr als einer Sprache? Was geht verloren, wenn wir uns vom individuellen Autor*innenbegriff entfernen? Kann gemeinschaftlich geteilte Sprache auf eine andere Zukunft verweisen? Kann sie Zugehörigkeit stiften – Utopien erdenken?

Das Panel erkundet Schreiben als kollektive Handlung. Es fragt nach den Auswirkungen gemeinschaftlicher Praktiken auf Poesie, Sprache, Identität und Zugehörigkeit – besonders im Kontext von Migration und aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. Es geht darum, wie kollektives Arbeiten neue Räume für Solidarität, Widerstand und Hoffnung öffnen kann.

Fotos, Notizen und Eindrücke erscheinen im Anschluss hier – als Zeugnis dessen, was geteilt, hinterfragt und erträumt wurde.



 24.08.2025; @Späti Karl & Marx Berlin (Karl-Marx-Straße 221, 12055 Berlin)
   with/mit: Giuliana Kiersz, hn. lyonga, Avrina Prabala-Joslin





OPEN Späti


OPEN Späti ist ein literarisches Kollektiv, das den öffentlichen Raum als vielstimmige Textfläche begreift und Spätis als Orte der Durchlässigkeit – ökonomisch, sozial, sprachlich – inszeniert.


Das Kollektiv entstand 2024 aus Sonja Azizaj, Magdalena Filkova und Katarina Gotic. Die ersten Interventionen mit Lyrikeinsendungen fanden im Sommer 2024 in Zusammenarbeit mit zwei Berliner Spätis statt.


In unserer Praxis setzen wir dort an, wo Konsumästhetik auf Alltagslyrik trifft. Zwischen Forschung und Fiktion versteht sich der „Offene Späti“ als Bildmetapher für ein offenes Archiv von Geschichten, Alltag und Fantasien aus der Nachbarschaft, das in einem breiten Schaufenster zur Schau gestellt wird.



Team






Sonja Azizaj ist eine albanische Künstlerin und Architektin, die an den Schnittlinien von Literatur, Kunst, öffentlichem Raum und Vermittlung arbeitet. Ihre Praxis bewegt sich zwischen Theorie und Alltag, formellen Strukturen und informellen Begegnungen. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität Darmstadt und studiert derzeit Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Als Teil des Duos Të pathënat (dt. Die Ungesagten) schrieb und performte sie Lyrik in Tirana. Italienische Übersetzungen ihrer Gedichte durch Jonida Prifti erschienen 2019 in den Literaturzeitschriften Utsanga und PiùLuce. 2022 war sie Teilnehmerin der Werkstatt für junge Literatur der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz und erhielt 2023 ein Stipendium des TRADUKI-Residenzprogramms in Prishtina, Kosovo. Sonja lebt und arbeitet zwischen Berlin und Tirana.

Magdalena Filkova kommt aus Tschechien, ist seit mehr als einer Dekade als Sprachlehrerin (Englisch, Deutsch, Tschechisch) tätig und seit einigen Jahren als künstlerische Projektleiterin und Koordinatorin unterwegs. Als Übersetzerin und Polyglotin forscht sie am Thema Mehrsprachigkeit und Sprachgebrauch und sucht aktiv in ihrer Praxis nach Verbindungen in Weltsprachen und deren Klang in analogen und digitalen Räumen. Für ihre Masterarbeit in Medienkunst an der Hochschule Darmstadt, die sich mit generativen Soundscape und Poesie und den Gebrauch künstlicher Intelligenz im künstlerischen Schaffen beschäftigt, erhielt sie die Hessen Abschluss Förderung. Zurzeit arbeitet sie mit dem Künstlerkollektiv OPEN Späti an mehrsprachigen Lesereihen. Sie lebt zwischen Berlin und Prag.

Katarina Gotic Damiani ist (meistens) eine bosnische (meistens) Dichterin. Sie ist Autorin von zwei Gedichtbänden, we need a breathing tongue between (kith books, 2024) und leerlauf (voraussichtlich 2025), sowie mehrerer visueller und performativer Werke, die alle in der Sprache verwurzelt sind. Katarina hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten, darunter das Arbeitsstipendium für nichtdeutsche Literatur, das Recherchestipendium für Übersetzer:innen und die Projekt- und Lesereihenförderung des Berliner Senats. Sie hat in Bosnien und Deutschland ausgestellt, performt und gelesen. Zurzeit co-kuratiert Katarina eine Späti-basierte Lesereihe rund um Migration (aber das wusstest du ja schon) und arbeitet an einer “assoziativen Übersetzung” von Paul Celans Atemwende in ihre Muttersprache(n). Sie lebt in Berlin.



Impressum



OPEN Späti

E-Mail: open.spaeti@gmail.com

Vertreten durch: Katarina Damiani

Verantwortlich für den Inhalt: Katarina Damiani

Dieses Impressum entspricht den gesetzlichen Anforderungen gemäß § 5 TMG und § 55 RStV.


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Letzte Aktualisierung: [16.05.2025]